DIE Horste

Im Kanton Wallis befinden sich die Steinadlerhorste in Höhenlagen zwischen 700 m.ü.M für den tiefstgelegenen (Region Sion) und 2700 m.ü.M für den höchstgelegenen (Region um den grossen St.Bernhard).Im Hintergrund eines sehr abgelegenen Seitentals weisen einige Beobachtungen auf das Vorhandensein eines weit über 2700 m.ü.M gelegenen,aber noch nicht nachgewiesenen Horstes hin.

Für die mittlerweile mehr als 360 Steinadlerhorste die ich im Laufe der Jahre im Wallis fand, ergibt das eine mittlere Horsthöhe von 1720 m.ü.M.Dazu kommen noch um die 40 Standorte an welchen sich nachweislich Adlerhorste befanden,aber mittlerweile abgestürtzt,bzw.nicht mehr vorhanden sind (z.B.durch Wind/Sturm, Steinschlag, Grösse/Eigengewicht, oder natürliche Zersetzung des Materials).Für den Horstbau scheint es keine bevorzugte Exposition zu geben,vielmehr wird diese durch die örtliche Topographie und den dort vorhandenen und geeigneten Felswänden bestimmt.In jeder Felswand herrscht ein eigenes Aufwindsystem und Mikroklima welches durch die Sonneneinstrahlung,Exposition und Lage der jeweiligen Wand entsteht. Für die Steinadler Kriterien,die bei der Wahl und dem errichten des Brutplatzes sicherlich eine wichtige Rolle spielen.Oftmals erscheinen Horststandorte aus menschlicher Sicht ungeeignet oder ungeschützt,was sich dann aber bei einem Besuch vor Ort häufig als Täuschung erweist.

Als Grundlage für den Bau der Horste dienen jede Art von Felsvorsprüngen, Felsbänder und Felsbänke, Nischen, Löcher, Risse und Höhlen,welche sich an überhängenden Stellen in mehr oder weniger grossen Felswänden und,von einigen Ausnahmen abgesehen,unterhalb der Baumgrenze befinden. Einige sind in kleinen,von Bäumen verdeckten Felswänden im Wald zu finden und bleiben ohne gezielte und systematische Suche oft unentdeckt.

Im Wallis besitzen aktuell mindestens 20% der Steinadlerpaare  Baumhorste,diese sind aber weit weniger zahlreich als Felsenhorste und nur in 2 Revieren in der Überzahl ("Binn" und "Grengiols"). Das im Val de Nendaz ansässige Paar (Adlerpaar "Nendaz") besass die "hohe Anzahl" von 3 Baumhorsten,was sich aber mit 3 weiteren,in Felsen gelegenen Horsten ausgeglichen hatte.Mittlerwile ist aber einer dieser 3 Baumhorste, ohne dass eine Brut darin stattfand,abgestürtzt.Selbst in sehr felsenreichen und geeigneten Gebieten können sich die Steinadler dazu bewegen einen solchen zu errichten.In Derborence entstanden beide Baumhorste nach dem Ausfall des jeweils vorher ansässigen Weibchens (in beiden Fällen starker Bautrieb durch das neue Weibchen).Zudem sind diese fast immer jeglicher Witterung und zum Teil auch Steinschlag, schutzlos ausgesetzt. Baumhorste befinden sich in der Regel in alten Nadelbäumen,oft im oberen Drittel und nahe am Stamm, einige können aber auch auf den äusseren Partien von dicken Hauptästen liegen. Grundsätzlich sind in Koniferen gebaute Horste schwer zu finden und werden in der Regel nur vom einfliegenden Steinadler verraten.

Die über der Baumgrenze liegenden Horste werden aus Wurzeln und Zweigen von diversen Büschen und Pflanzen wie Alpenrose,Heidelbeere und Wacholder gebaut und die Brutmulde mit trockenen Gräsern,Moos und Haaren ausgepolstert (Arolla,Entremont,Val de Bagnes,hinteres Lötschental,Zermatt).Insgesamt besteht der Unterbau der Horste aus trockenen Ästen und Zweigen die in der Umgebung vom Boden aufgesammelt, oder in den Bäumen (teilweise auch aus dem Flug heraus) abgebrochen werden.Diese Äste können über 2 m lang und 3 cm dick sein,je nach Möglichkeit und der Auflage die den Adlern zur verfügung steht.Der obere Teil besteht dann aus kleineren und dünneren Zweigen und Reisern,welche von den Adlern noch grün und meistens im Schnabel in den Horst geflogen werden.Tiefer gelegene Horste an Talausgängen zum Beispiel,enthalten oft auch Zweige von Laubbäumen. Im Lötschental existiert ein Steinadlerhorst der ausschliesslich aus Zweigen von Laubbäumen besteht.Ein Adlerpaar besitzt meistens mehrere Nester die immer wieder mit frischen Zweigen aufgebaut werden.Das Adlerpaar "Derborence" besitzt 15 Fels- und 2 Baumhorste,"Tseuzier" 15 Felsenhorste und "Tête Noire" 10 Fels- und 1 Baumhorst um einige Beispiele zu nennen.Auch sehr alte, kaum noch sichtbare Konstruktionen können plötzlich wieder angeflogen und aufgebaut werden (u.a.Revier "Sanetsch","Louvie" und "Sex Carro").Horste die sich auf grossen Felsbändern befinden können beachtliche Masse aufweisen,sind dann oft mehrere hundert Jahre alt und dienten vielen Generationen der Vergangenheit als Brutplatz.Im Ägenental unterhalb vom Nufenenpass hatte ein Steinadlerhorst eine Höhe von 4 m erreicht, ist aber vor einigen Jahren zur Hälfte abgestürtzt.Er erreicht aber zum heutigen Zeitpunkt trotzdem noch eine Höhe von knapp 2 m und wird vom dort beheimateten Adlerpaar regelmässig zur Brut verwendet.

Am Ende eines kleinen,in den Wald mündenden Felsbandes befand sich der Ruheplatz einer Gemse.Dort hatten die Adler vor einigen Jahren einen Horst gebaut und mit Erfolg 2 Jungadler zum ausfliegen gebracht. Dieser Bodenhorst blieb zum Glück unentdeckt,denn er kann aufgrund seiner Lage auf einfachste Weise "betreten" werden.Dieses Paar besitzt noch einen weiteren,fast "begehbaren" Horst in einer kleinen,aber sehr gut versteckten Felswand im Wald.

 

Felsenhorst mit sichtbar frisch eingetragenen Fichtenzweigen und Flechten.Dieser Horst befindet sich im obersten Teil einer überhängenden Felswand.Seine Breite misst um die 200 cm.

Exposition Nordwest,Höhe 1680 m.ü.M.

 

Baumhorst in doppelstämmiger Fichte.Dieser Horst wird,aufgrund seiner schattigen Lage,oft bis Ende März vom Schnee bedeckt,was die Steinadler aber nicht daran hindert,ihn aus welchem Grund auch immer,zu besuchen.

Exposition Südwest,Höhe 1950 m.ü.M.

 

Relativ kleiner,neu gebauter Horst auf einem kleinen Felsabsatz.Dieser Horst befindet sich keine 3 m über dem Boden und wurde insbesondere durch das neue,damals noch immature Revierweibchen gebaut.Im Jahr 2023 fand in diesem Horst die erste erfolgreiche und glücklicherweise unentdeckt gebliebene Brut statt.

Exposition Nordost,Höhe 2200 m.ü.M.

 

Grosser Horst in einer sehr alten Lärche etwas unterhalb der Waldgrenze.Dieser Horst befindet sich in einem relativ abgelegenen und dicht bewaldeten Gebiet und ist somit sogut wie unsichtbar.

Exposition Nordost,Höhe 2050 m.ü.M.

 

Sehr grosser Horst im Revier "Haut de Cry".Seine Höhe beträgt etwa 180 cm.Am frühen Nachmittag wird der Horst von der Sonne erreicht und ist dieser bis zum Sonnenuntergang stark ausgesetzt.Sämtliche flügge Jungadler die ich in diesem Horst beobachtet habe,stiegen im Verlaufe des Nachmittags  über den Horst herab in den Schatten des Strauches.

Exposition Südwest,Höhe 1700 m.ü.M.

 

Das Revier in welchem sich dieser Horst befindet,einem abgelegenen Talhintergrund,existiert kein einziger Baum (vermutlich einziges baumloses und durchschnittlich höchstgelegenes Steinadlerrevier der Alpen).

Er besteht folglich hauptsächlich aus Wurzeln und Zweigen der Alpenrose.

Exposition Südwest,Höhe 2200 m.ü.M.

Diverse Beobachtungen aus diesem Revier weisen darauf hin,dass sich ein möglicher Horst auf einer bisher noch nicht nachgewiesenen Höhe von weit über 2700 m.ü.M befinden könnte.

 

Neu gebauter Baumhorst auf der äusseren Partie eines Hauptastes einer alten Kiefer.Im selben Jahr in welchem dieser Horst gebaut wurde,zog das dort ansässige Paar erfolgreich 2 weibliche Jungadler auf.

Dieses Steinadlerpaar besitzt noch 10 weitere,im Felsen gelegene Horste.

Exposition Südwest,Höhe 1680 m.ü.M.

 

Typischer Steinadlerhorst auf der Felsbank einer überhängenden Kalkwand.Auf einer nach vorne abfallenden Unterlage wie diesem Felsvorsprung,bauen die Adler den Horst soweit auf bis eine horizontale und ebene Fläche entstanden ist,was bewirkt das der Horst auf seiner Vorderseite höher ist als hinten an der Felswand.Dieser Horst misst vorne in der Höhe um 80,in der Breite um 200 cm.

Exposition Ost,Höhe 1700 m.ü.M.

 

Vor langer Zeit stürtzte eine alte Arve in eine davorstehende und blieb in ihr hängen.Diese diente dem dortigen Steinadlerpaar als Unterlage für den Bau dieses Baumhorstes.

Exposition Nord,Höhe 1980 m.ü.M.

 

Sehr kleiner,neu gebauter Horst mit einer Fläche von etwa 80 auf 80 cm.Während der Bebrütung im Jahr 2012 war das Adlerweibchen  stets mit dem Kopf zur Felswand gedreht,um einigermassen gut zu liegen.

Die ganze Schwanzlänge ragte stets über den Horst hinaus.

Exposition Südwest,Höhe 1450 m.ü.M.

 

Dieser aus zwei Horsten bestehende Nistplatz befindet sich in einer schiefrigen,kaum überdachten Felswand.Bis ins Jahr 2012 bestand nur der grosse,rechte Teil.Im Frühjahr 2013 baute das dort ansässige Adlerpaar den linken Teil an,brütete damals aber erfolglos.Der ganze Bau misst um 300 cm in der Breite.

Exposition Nord,Höhe 1360 m.ü.M.

 

Alter,mittelgrosser Horst in kleiner,etwa 10 m hohen Felswand.Trotz der relativ guten Zugänglichkeit,ist dieser Horst sehr versteckt und im Gelände vor Ort nicht einfach aufzufinden.Von oben wird er von einem grösseren Felsdach vor Witterungseinflüssen gut geschützt.

Exposition Süd,Höhe 1920 m.ü.M.

 

Relativ grosser Horst in einem schiefrigen,tiefen Riss einer kleinen und unsichtbaren,sich im Wald befindenden Felswand.Ohne einer gezielten und hartnäckigen Suche sind solche Horste kaum zu finden.

Exposition Ost,Höhe 1630 m.ü.M.

 

Dieser Horst befindet sich noch knapp unter der Baumgrenze in einer kleinen,von alten Arven und Föhren völlig verdeckten Felswand und ist somit absolut unsichtbar.Die Adler können diesen Horst relativ unbemerkt und diskret anfliegen.

Exposition Nord,Höhe 2050 m.ü.M.

 

Dieser sehr alte,in sich zusammengefallene Horst befindet sich im oberen Teil einer gut 50 m hohen Kalkwand eines abgelegenen Seitentals,Exposition Südost,1700 m.ü.M.

Lange nicht benutzte Horste können plötzlich wieder aufgebaut und zur Brut verwendet werden.

Das Adlerpaar "Sanetsch" flog vor einigen Jahren einen alten,nur noch aus wenigen grauen Ästen bestehenden Horststandort an und verwendet diesen seither wieder regelmässig.Das Paar "Derborence" hatte vor einiger Zeit angefangen einen sehr alten und damals kaum noch erkennbaren Horst mit Ästen und zweigen anzufliegen und ihn somit wieder deutlich sichtbar gemacht.Das selbe geschah im Revier "Sex Carro" mit gar zwei,damals kaum noch sichtbaren Horsten.

 

Sehr alter,kaum noch vorhandener und bereits überwachsener Horst in einer kleinen und relativ gut versteckten Felswand unter der Baumgrenze.

Exposition Süd,Höhe 1920 m.ü.M.

 

Typische Horstfelsen eines Steinadlerpaares (Adlerpaar "Novel").In diesen Wänden befinden sich insgesamt 5 Horste des ansässigen Paares,einer davon sehr alt und kaum noch sichtbar.

Diese unterhalb der Waldgrenze angelegten Nistplätze ermöglichen den Steinadlern einen energiesparenden Beutetransport aus den darüberliegenden Jagdgebieten zum allfälligen Nachwuchs in den Horst.

Vallon de Novel,Schweiz/Frankreich.